Und, wie ist die Stimmung?
Neues Programm. Neue Spielregeln. Neuer Personal Pass. Neue Website mit neuem Online-Kartenverkauf. Neue Spielstätten und ganz nebenbei bemerkt auch neues Büro. 44 neue Produktionen und 85 neue Stücke. Wir nehmen, wie es unsere Art ist, auch das Jahr 2020 mit seinen unvorhersehbaren Stimmungsschwankungen, Stimmungswechseln, Stimmungsmachern und Stimmungskillern jetzt einmal nicht defensiv. Immer schön flexibel heuer, und immer wieder auf Umwegen, mit denen wir wirklich niemanden hier langweilen wollen, haben wir jetzt endlich alle Weichen gestellt. Mit Kurs auf ein Festivalprogramm in genau jener Dimension, die von Wien Modern erwartet wird.
Wien Modern hat 32 Tage Zeit, um die Vielfalt und Kraft der aktuellen Kunstformen der Musik spürbar werden zu lassen. Viel zu wenig, wenn man bedenkt, wie lebhaft, widersprüchlich und produktiv allein schon die diesbezüglichen Wiener Szenen sind. Graz, Linz, Salzburg, die diesmal u.a. über neue Partnerschaften mit insgesamt fünf österreichischen Musikuniversitäten beteiligt sind (07.11. 19:00). Die Schweiz, die heuer besonders markante Uraufführungen zu Wien Modern beisteuert (31.10., 26.11.), Belgien (22.11.), Italien (13.–16.11.), Großbritannien, Frankreich, Deutschland, die USA u.v. a.
Zu erleben ist das alles zwischen Liesing und Krieau an 34 Spielstätten, großen wie kleinen. Ein Wort zu den kleinen, die im Jahr des Babyelefanten plötzlich noch viel kleiner werden: Für die Diversität des Festivals sind sie unverzichtbar. Lieber lange an einer Version 2.0 des heuer an die Grenzen der Komplexität stoßenden Generalpasses tüfteln, als Wien Modern um drei Jahrzehnte zurückschicken in nichts als ein paar große Häuser, finden wir. Wir hoffen, Sie machen sich in weiterer Folge mit dem neuen Personal Pass ebenso vertraut wie mit sonstigen Corona-Spezialumständen und den mit lockerer Hand über das Kalendarium verstreuten neuen Symbolen für stark reduzierte Platzkapazität und dezentrale Reservierungspflicht.
Belohnt werden Sie dafür mit besonderen Musikerlebnissen: Edu Haubensaks elf Klaviere im ausgeräumten Großen Saal des Wiener Konzerthauses (31.10), zwei Tage der offenen Tür in Ateliers für experimentellen Instrumentenbau (07.+ 08.11.), ein virtueller Kopfhörraum von Fennesz (17.–21.11.), Klaus Langs Riesenorgelkonzert für die weit auseinandersitzenden Wiener Symphoniker im Stephansdom (19.11.), weitere ungewöhnliche Projekte in Kirchen (07. /11. / 26.11.), die Verwandlung des Kunsthistorischen Museums in ein begehbares Klangbad mit Idealabstand nicht unter 2 Meter (28.11.) u.v. a.
All diese Projekte sind nur indirekt auf veranstalterische Bemühungen um krisentaugliche Momente der Gemeinschaft zurückzuführen. Ganz direkt hingegen resultieren sie aus dem aktuellen Festivalthema, für das zahlreiche Künstlerinnen und Künstler teilweise seit Jahren neue Arbeiten entwickeln: Auf der Suche nach dem gemeinsamen Ton schafft Musik Stimmung, auch im Sinn von Atmosphäre. Beim Greifen nach feinen Zwischentönen findet sie überraschende, berührend schöne Alternativen zu den erstarrten Rastern der Vergangenheit.
Die 33. Festivalausgabe von Wien Modern lädt mit außergewöhnlichen Hörmomenten und immersiven Klangräumen zum Eintauchen in eine Welt neuer Tonsysteme, radikal getunter Farbpaletten und besonderer Musikinstrumente.
Wir wünschen Ihnen und uns intensive Wiederbegegnungen mit dem gemeinsamen Hören von Musik! Bleiben Sie gesund, stay tuned, wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen.
Bernhard Günther und das Team von Wien Modern