Konzert
ENSEMBLE LINEA
Programm
- Rebecca Saunders: fury II. concerto for solo double bass and ensemble (2009) - 14'
- Zeynep Toraman: slow poem (v3) (2023 EA) - 12'
- Chaya Czernowin: Knights of the strange (Fassung für E-Gitarre und Akkordeon) (2015) - 6'
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- Clemens Gadenstätter: building bodies (2023–2024 UA) - 35'
Mitwirkende
- Ensemble Linea
- Johanna Vargas: Stimme
- Nico Couck: E-Gitarre
- Louis Siracusa: Kontrabass
- Jean-Philippe Wurtz: Dirigent
Das in Strasbourg beheimatete Ensemble Linea präsentiert sich im Mozart-Saal unter Leitung seines Gründers Jean-Philippe Wurtz, der das Dirigieren u. a. bei Péter Eötvös gelernt hat, Assistent von Kent Nagano in Lyon war und zahllose Uraufführungen geleitet hat. Dieser Abend verspricht diesbezüglich mit einem großen neuen Werk für Stimme (Johanna Vargas), E-Gitarre und Ensemble von Clemens Gadenstätter spannend zu werden. Chaya Czernowin verwandelt ein Buch, das ihr Sohn als Vierjähriger schrieb, in ein erstaunliches Crescendo, ihre ehemalige Kompositionsschülerin Zeynep Toraman beendet einen Gedichtzyklus, und Rebecca Saunders bringt einen zornigen Kontrabass auf die Bühne.
"Der Körper ist Austragungsort verschiedener gesellschaftlicher und persönlicher Kämpfe. Gesellschaftlich akkordierte Körperbilder werden vom ersten Tag an in unseren Köpfen und in unserem Erleben so fest verankert, dass diese zu unserer korporalen Persönlichkeit werden. Wir machen den kollektiven Zwang zur Konformität zu unserem scheinbar ureigenen Sein, zu unserem geglaubterweise intimen Erleben. Gleichzeitig leben wir unseren Körper als einzigartigen und persönlichen. Diese Diskrepanz zwischen der realen Konformität und dem ebenso realen individuellen Erleben unseres Körpers wird zur Herausforderung für uns alle: Das Eingesperrtwerden des Körpers und seines Erlebens in schablonisierte Bilder wird nicht unwidersprochen bleiben durch eine Erfahrung, die den eigenen Körper als besonderen, nicht fremdgesteuerten erfährt. Auch jedes Kollektiv als Machtapparat spürt diesen Widerspruch, der notwendigerweise zu Befreiungstendenzen führen muss. Es zieht die Schnüre der «Körperzucht» immer enger. Von «natürlicher» Körperlichkeit, Formen von Gender-Einschreibungen in den Körper bis zu unterschiedlichen Formen des «Body-Building» (vom Muskeltraining bis zu operativen Eingriffen in den Körper), von den alltäglichen körperbezogenen Verhaltensweisen und jenen, deren Vollzug uns diktiert wird, bis hin zu hochartifiziellen Körpertechniken reicht das Kontinuum des Drucks, der auf uns ausgeübt wird. Nicht die kleinste Geste ist davon ausgenommen. Unser Körper ist ein Wahrnehmungsorgan, weiter noch: Er ist über den Nachvollzug des Wahrgenommenen – Stichwort «embodyment» – in den Verstehensprozess einbezogen. Hier setzt building bodies an: Der Kunst bzw. der Musik ist es möglich, den Verstehensprozess, der diesen körperlichen Nachvollzug zur Voraussetzung hat, zum Gestaltungsprozess umzukehren und durch transformatorische Verschiebungen und Bearbeitungen ein anderes Erleben und Verstehen unserer Körperlichkeit zu ermöglichen. Körperempfindungen sind mit Klängen verbunden, Bewegungen mit Klanggesten." (Clemens Gadenstätter)
Produktion Wiener Konzerthaus und Wien Modern