Electrical parasites infect an imaginary maze

(2024 UA) – 10' (Composition Lab Iannotta)

Einer der zentralen Ausgangspunkte für mich, Electrical parasites infect an imaginary maze zu schreiben, kommt aus der Faszination für elektronischen Sound und im Speziellen von Klängen, die aus elektronischen Störungen entstehen (Brummen, Störimpulse, Flackern, Spannungseinbrüche). Wir alle begegnen diesen Phänomenen in unserem täglichen Leben, und so gebe ich ihnen in diesem Stück eine eigene Stimme in ihrem imaginierten Wunsch, mit uns, den Zuhörer:innen, zu kommunizieren. In diesem Szenario übernehmen manche der Klänge eine parasitäre Rolle (meist körnig, rau, verzerrt); sie vermehren sich, organisieren sich und verbinden sich mit den sie umgebenden Klängen, während sie die zeitlichen Strukturen infizieren, in denen sie entstehen. Die Parasiten verzerren und mutieren die Umgebung, bis sie Fragmentierungen und Brüche verursachen, die wie eine Matrjoschka neue Räume in den bereits existierenden Klangräumen offenbaren. Während sich die Zuhörenden (manchmal unvorbereitet) von einer Klangwelt in eine andere bewegen, erleben sie kontinuierlich Flashbacks und «Flash-forwards», die ein komplexes Zeitlabyrinth entstehen lassen. In dieser «intermittierenden» Temporalität bewegen sich die auditiven Objekte und deren Verwandlungen. Oft ist der Effekt, den diese Sound-Objekte auf die:den Zuhörer:in haben, nicht so sehr auf deren Energie zurückzuführen oder auf ihre Unterschiedlichkeit zu den sie umgebenden musikalischen Elementen als eher darauf, wie sie innerhalb des Stücks in Bezug auf zeitliche Proportionen, Positionen und Transformationen immer wieder auftauchen. Sind sie einmal in dieses Klanguniversum eingetaucht, können die Zuhörer:innen ihre Aufmerksamkeit auf unterschiedliche Elemente richten, etwa das Innenleben von Texturen, die Akkumulation von Energie an kritischen Punkten, besondere Effekte von Ereignissen auf das umgebende Material oder auch das Gefühl von Überraschung oder Leere, das durch das Auftauchen oder Verschwinden bestimmte Klänge entsteht. (Giuseppe Franza; Übersetzung: Angela Heide)