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Friedensmesse

Johanna Doderer (2024)

(2024) – 75'

Eigentlich ist es mein Bedürfnis, zurzeit nur mehr Werke für den Frieden zu schreiben. Dann stellt sich die Frage, was kann Musik? Kann sie überhaupt zu Frieden beitragen? Meine Antwort wäre ja. Nicht nur praktisch (hat sie in unzähligen Beispielen auch in Kriegszeiten Menschen geholfen, gerettet und zu einem «guten» Ausgang einer prekären Situation beigetragen): Musik kann das Unausgesprochene sagen und Wahrnehmungen schärfen, berühren, die Menschen «seelisch öffnen», die Kraft und den Mut fördern, um zu einem friedlichen Miteinander zu stehen. Für meine Friedensmesse habe ich das Ordinarium, den Text, der bereits unzählige Male vor mir vertont wurde, gewählt. Dieser Text ist für mich wie ein Schlüssel. Wie auch unser Tonsystem mit einer begrenzten Anzahl aus Tönen immer wieder aus demselben Material schöpfend, scheinbar unendliche Räume musikalisch zu erschaffen vermag, so ähnlich verhält es sich mit dem liturgischen Text einer Messe. Ist es doch immer wieder derselbe Text, so finden sich auch darin unendlich verschiedene Möglichkeiten der Auslegung. Für mich ein sprachlicher Schlüssel zum Verzeihen, dem Erbarmen und der Beschwörung des Friedens. Mein musikalisches Material ist auch in dieser Messe auf wenige Tonfolgen reduziert. In der Reduktion suche ich mehr denn je Antworten, und so war das Herausstreichen, Löschen und Kürzen ein wesentlicher Teil meiner Arbeit. Geblieben ist schließlich eine pure Musik, die Tonalität nicht ausschließt. (Johanna Doderer)

Johanna Doderers Friedensmesse entstand 2024 als Auftragswerk der Wiener Hofmusikkapelle, deren Ensemble das Werk im Frühling dieses Jahres erstmals zur Aufführung gebracht hat, ehe es nun noch einmal im Rahmen von Wien Modern gezeigt werden kann. Das Stück feiert die 525-jährige Geschichte der Hofmusikkapelle und ist das erste, das von einer Frau für diesen Klangkörper komponiert wurde, zu dessen Sänger:innen Mitglieder der Wiener Sängerknaben ebenso wie des Herrenchors und des Orchesters der Wiener Staatsoper gehören. Geistliche Musik nimmt im Schaffen der Komponistin einen zunehmend wichtiger werdenden Platz ein. Vor ihrem aktuellen Kompositionsauftrag brachte sie bereits Salve Regina und Kyrie und Segen für das Stift Seckau heraus. Agnus Dei und Credo der Friedensmesse verarbeitete die Komponistin im Rahmen der Opernproduktion Sancta, die zuletzt im Frühling dieses Jahres bei den Wiener Festwochen als Koproduktion mit dem Mecklenburgischen Staatstheater und der Staatsoper Stuttgart zur Uraufführung kam.

Produktionen

2024