Hommage a Mihály András

Zwölf Mikroludien für Streichquartett op. 13 (1977–1978) – 10'

Ende 1977 begann György Kurtág mit der Arbeit an seinem (nach 1959) zweiten Streichquartett, das er seinem Budapester Freund und Kollegen, dem Dirigenten und Komponisten András Mihály (1917–1993), widmete, der im November dieses Jahres seinen 60. Geburtstag feierte. Die Uraufführung fand 1978 in Witten durch das Brandis-Quartett statt. Die zwölf kurzen musikalischen Aphorismen, die zwischen wenigen Sekunden bis zwei Minuten dauern, weisen deutliche Anspielungen auf die Musik der für ihn wichtigen Komponisten Béla Bartók und Anton Webern auf: etwa Weberns strukturierte Konzentration, wie sie auch für dessen Streichquartett op. 9 (1911–1913), Sechs Bagatellen, charakteristisch sind, Bartóks repetitive Rhythmik sowie dessen periodisches Denken, das Kurtág selbst mit folgenden Worten beschrieb: «Es geschieht etwas – und es wird geantwortet.» Kurtág verkürzte und verdichtete, vereinfachte und verknappte seine Musik noch weiter, so etwa in seinem zehn Jahre später entstandenem dritten Streichquartett op. 28, Officium breve in memoriam Andreae Szervánszky anlässlich des zehnten Todestages des ungarischen Komponisten und Kompositionsprofessors Endre Szervánszky (1911–1977), der sich seinerseits als einer der ersten Musikwissenschaftler Ungarns mit dem Werk Anton Weberns befasst hatte. Und auch seinem Freund Mihály widmete er sich noch einmal, 20 Jahre nach dessen Tod, im ebenfalls minimalistisch kurzen Mihály András emlékére im sechsten Buch seiner Játékok-Sammlung (2009). Einen direkten Bezug zu dieser Sammlung sieht der französische Herausgerber Pierre-Émile Barbier auch in Kurtágs Hommage à Mihály András: «Die 12 Mikrosätze folgen den gleichen Prinzipien wie der Klavierzyklus Játékok. Jeder von ihnen beruht auf den Halbtönen der aufsteigenden chromatischen Tonleiter […]. Rhythmus und Tonalität sind vorherbestimmt; die Reihenfolge dagegen nicht, was der chromatischen Tonleiter alle mögliche Monotonie nimmt.»
(Angela Heide)