no subtext given

Ein (de)komponiertes Stück für Trompete, Posaune, Kontrabass und Baritonsaxophon (2024 UA) – ~ 8'

Ich bin der Meinung, dass die Hauptunterschiede zwischen verschiedenen Musikstilen und Genres (Begriffe, die in der heutigen Zeit immer weniger Gewicht haben), z. B. zwischen neuer Musik und zeitgenössischem Jazz, vor allem in den unterschiedlichen Zugängen zum Musikmachen und weniger im eigentlichen Klangprodukt liegen. Diese Zugänge haben viel mit Improvisation zu tun – ein weit größerer Unterschied, der sich vor allem im Arbeitsprozess ausdrückt, lässt sich in meinen Augen aber in Hinblick auf den Aspekt der Hierarchie erkennen. Die Komposition no subtext given erforscht, wie sich eine egalitärere Beziehung zwischen den Darsteller:innen und den Komponist:innen (wobei die:der Komponist:in auch die:der Darsteller:in ist) auf das Endprodukt auswirken kann: Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Instrumentalist:innen vor dem Schreiben des Stücks und das bewusste Schreiben jeder Note, um dem vielfältigen Geschmack der Instrumentalist:innen gerecht zu werden (eine gängige Praxis, die aber nicht häufig genug angewandt wird). Oder ein:e Komponist:in lässt die:den Instrumentalist:in die Musik so verändern, dass sie besser zu ihrer:seiner Technik, aber auch zu ihrem:seinem ästhetischen Empfinden passt. Und schließlich ein:e Komponist:in, die:der den Instrumentalist:innen erlaubt, sich vom geschriebenen Material zu entfernen, wenn sie sich dazu berufen fühlen – ein Akt, der als «respektlos» aufgefasst werden könnte. Aber genau das will ich: Konflikt, Respektlosigkeit und eine deutliche Personalisierung und Individualisierung der Musik. (Nikola Vuković)