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Scrap

Annesley Black (2019)

für Ensemble und Live‐Elektronik (2019) – 16´

25.11.2024 21:00 Wiener Konzerthaus, Berio‐Saal

Scrap – Substantiv: eine abgetrenntes Stück, ein Fragment von etwas Geschriebenem, Gedrucktem oder Gesprochenen, das letzte Stück von etwas: Teile, die abgelehnt oder verworfen wurden und nur noch als Material für die Wiederaufnahme eines Prozesses dienen.
Scrap – Verb: etwas in S. umwandeln, etwas loslassen oder sich von etwas trennen, dass einem nicht mehr länger wert ist zu behalten; streiten, kämpfen.

Scrap spielt mit den Grenzen zwischen einem kleinen Schnipsel – oder «Abfall» – und dessen Umwandlung in ein anderes Stück. Die Grenzen der einzelnen Scraps sind zwar genau, werden aber kontinuierlich neu definiert. Es gibt kein Material, das von größerer Bedeutung ist, der Fokus liegt ganz auf diesem kleinsten hörbaren Punkt, der sich weiterverarbeitet und mit anderen Klangpartikeln kombiniert wird, die wiederum neue Scraps erzeugen. Die Ähnlichkeiten oder Unterschiede zwischen den Teilen erzeugen ihrerseits Beziehungen und Dialoge zwischen den Scraps, die auf einer weiteren Transformationsebene münden. Diese Schnipsel ertönen neu im Konzertraum. Dank des live-elektronischen Prozesses wird der Unterschied zwischen den Klängen und deren Veränderungen durch den Widerhall des Raums sichtbar gemacht. Dieser mediale Prozess rekombiniert das Unmittelbare und das Entfernte auf der Zeitachse. Die neu gewonnene Identität der ursprünglichen Scraps und ihrer Grenzen wird ihrerseits durch die Kombination mit den Samples (Geistern) früherer Partikel und Scraps in Frage gestellt. Die Spannung des Stück entsteht durch den Wunsch jedes Scraps, als der ursprüngliche Moment, die eigentliche Identität von Scrap in unserer Erinnerung zu bleiben. (Annesley Black; Übersetzung: Ruth Velten)

Produktionen

2024