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Sei Quartetti brevi

Salvatore Sciarrino (1967–1992)

für Streichquartett (1967–1992) – 15' (Arditti 50.2)

Unter dem Titel Sei quartetti brevi vereint Salvatore Sciarrino seine sechs ersten über einen Zeitraum von über 25 Jahren entstandenen Quartette, die er im Gedenken an den Gründer der Philharmonischen Gesellschaft von Rovereto, Pierino Marzani, zu einem Zyklus fasste, wobei er die Quartette 1 sowie 3 bis 6 Helmut Lachenmann und Quartett 2 seinem einstigen Lehrer Franco Evangelisti widmete. Sciarrino vereint in seinen Sechs kurzen Quartetten jeweils auf eine Idee, ein musikalisches Motiv reduzierte, hoch konzentrierte Stücke, die aphoristisch von flirrenden Obertönen und Pizzicato über Portamentos bis hin zu zarten Tremolo-Glissandi reichen. Sei quartetti brevi wurde 1992 am Teatro Rosmini in Rovereto durch das Arditti Quartet uraufgerührt – damals in der Besetzung Irvine Arditti und David Alberman (Violine), Lilias Green (Viola) und Rohan de Saram (Violoncello). 2024 interpretiert das Quartett aus Anlass seines 50-jährigen Bestehens das Stück in seiner aktuellen Besetzung: Irvine Arditti und Ashot Sarkissjan (Violine), Ralf Ehlers (Viola) und Lucas Fels (Violoncello).

Scrivo musica da oltre trent’anni, e non m’è ancora capitato di vedere nascere due pezzi allo stesso modo. I Sei quartetti brevi si distinguono particolarmente per le date entro cui vengono alla luce, 1967-1992, cioè un quarto di secolo. Com’è possibile una gestazione così lunga? Molte opere hanno occupato la mia mente prima che fosse I’ora di questo progetto, che nel frattempo si faceva vecchio. È vero che, se non si accettasse I’imprevisto, I’inaspettato, non sapremmo neppure uscire da noi stessi: finiremmo col ripeterci, e dunque giova il succedersi delle commissioni. Tuttavia bisogna imparare a rifiutarle quando diventan troppe, quando non congeniali. D’altro canto giunge anche il momento in cui un’opportunità non può essere più rinviata e, contro quelle venute dal caso, alcune dobbiamo cercare di provocarle, prima che perdano totalmente d’interesse. Noi stessi mutiamo. Composizioni realizzate in vari periodi portano differenti contrassegni. Da ragazzo avevo composto un Quartetto sulla scia dell’avanguardia gestuale. Seguì una certa maturazione, legata forse allo studio dei Quartetti di Beethoven, in special modo degli ultimi. Terminai dunque un Quartetto II, dai caratteri più personali, con la dedica a Franco Evangelisti, uno dei miei maestri d’elezione. lntanto quel numero rimase attaccato al titolo e gli germogliò intorno I’idea di altri cinque Quartetti. Sarebbe risultata una costellazione non di movimenti normali, e neppure aforistici, bensì di forme intermedie. Ardue per voluta, precaria sospensione. Alla gentile richiesta dell’Associazione Filarmonica di Rovereto devo la possibilità di completare il ciclo. Trovo che rispecchi il rapporto amichevole che si 6 creato fra noi iscrivere i Quartetti alla memoria del primo Presidente della “Filarmonica” Conte Pietro Marzani. Ponendo mano al Quartetto II, sarebbero scaturite oggi troppe sostanziali modifiche, e ho preferito accoglierlo com’era, nella sua diversità stilistica. Ogni Quartetto è caratterizzato rispetto agli altri quanto ad articolazione figurale. Quelli più recenti mostrano un profilo tecnico camune, I’uso degli armonici sopracuti (rispetto alle posizioni basse del II). Mostrano inoltre un assottigliamento dentro il suono e un conseguente periodare più vago. I Quartetti I, III-VI sono dedicate Helmut Lachenmann. Il Quartetto II è dedicato a Franco Evangelisti. (Salvatore Sciarrino)

Ich schreibe seit über dreißig Jahren Musik und habe noch nie zwei Stücke gesehen, die auf die gleiche Weise entstanden sind. Die Sei quartetti brevi zeichnen sich besonders durch ihre Entstehungsdaten aus, nämlich 1967–1992, also ein Vierteljahrhundert. Wie ist eine so lange Schwangerschaft möglich? Viele Arbeiten haben mich beschäftigt, bevor es Zeit für dieses Projekt wurde, das inzwischen auch schon in die Jahre gekommen ist. Es ist wahr, dass wir, wenn wir das Unvorhergesehene, das Unerwartete nicht akzeptieren würden, uns nicht weiterentwickeln könnten. Wir würden uns am Ende wiederholen. Deshalb ist die Aufeinanderfolge der Aufträge nützlich. Gleichwohl müssen wir lernen, sie abzulehnen, wenn es zu viele sind, wenn sie uns nicht zusagen. Andererseits gibt es auch den Moment, an dem eine Gelegenheit nicht mehr aufgeschoben werden kann. Und im Gegensatz zu jenen Gelegenheiten, die sich zufällig ergeben, muss man andere bewusst hervorbringen, ehe man völlig das Interesse daran verliert. Wir selbst verändern uns. Kompositionen, die in verschiedenen Epochen entstanden sind, tragen unterschiedliche Merkmale. Als Jugendlicher hatte ich im Zuge der gestischen Avantgarde ein Quartett komponiert. Es folgte eine gewisse Reifung, die möglicherweise mit dem Studium der Beethoven-Quartette, insbesondere der späteren, zusammenhängt und dem ein eher persönliches Quartett II folgte, das ich einem meiner Lehrer, Franco Evangelisti, widmete. Die Zahl blieb mit dem Titel verbunden, und die Idee von fünf weiteren Quartetten keimte um sie herum. Das Ergebnis wäre keine Konstellation von herkömmlichen oder gar aphoristischen Sätzen geworden, sondern von Zwischenformen. Schwierig durch eine gewollt instabile Anlage. Der freundlichen Nachfrage der Associazione Filarmonica di Rovereto [Philharmonische Vereinigung Rovereto] verdanke ich die Möglichkeit, den Zyklus fertigzustellen. Es reflektiert in meinen Augen die freundschaftliche Beziehung, die zwischen uns entstanden ist, dass die Quartette dem Gedenken an den ersten Präsidenten der «Philharmonischen», Conte Pietro [Pierino] Marzani, zugeeignet wurden. Durch die weitere Bearbeitung von Quartett II hätten sich zu viele wesentliche Veränderungen ergeben, und so ich habe es lieber belassen, wie es war, in seiner stilistischen Vielfalt. Jedes Quartett unterscheidet sich von den anderen hinsichtlich der figuralen Artikulation. Die jüngsten weisen ein gemeinsames technisches Profil auf, die Verwendung hoher Teiltöne (im Vergleich zu den niedrigen Positionen des Quartett II). Sie weisen auch eine Verfeinerung des Klangs und eine daraus folgende unbestimmtere Periodisierung auf. (Salvatore Sciarrino, Übers.: Elisabeth Flunger)

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2024