Zwei Fragmente aus der Sonate für Orgel
Arnold Schönberg (1941)
(1941) – 4' (Martin Haselböck 70)
Anfang August 1941 erhielt Schönberg von William Strickland, dem Herausgeber der Contemporary Organ Series des Verlagshauses H. W. Gray, den Auftrag, ein Werk für diese Reihe zu schreiben. Um dieser Bitte zu entsprechen, begann Schönberg schon am 7. August 1941 mit der Komposition einer Sonate für Orgel. Nach seinem vierten Streichquartett von 1937 hatte er als Auftragswerke überwiegend tonale Stücke komponiert. Die Sonate für Orgel sollte jedoch wieder mit der 12-Ton-Methode konzipiert werden. Aus den überlieferten Skizzen ist ersichtlich, dass Schönberg wahrscheinlich eine fünfsätzige Anlage des Stücks plante, jedoch bald merkte, dass die Komposition die Bandbreite der Contemporary Organ Series überstieg. Daher blieb die Orgelsonate lediglich Fragment und Schönberg widmete sich darauf der Komposition der (tonalen) Variationen über ein Rezitativ für Orgel op. 40. Nebst einigen Skizzen sind lediglich zwei Fragmente der Sonate für Orgel überliefert und in der Gesamtausgabe ediert: 50 Takte eines mit Molto moderato überschriebenen Sonatenkopfsatzes sowie 25 Takte eines Allegretto. Zur Aufführung eignet sich vor allem das ungefähr drei Minuten dauernde Kopfsatzfragment: Die Exposition (Takte 1–28) mit zwei kontrastierenden Abschnitten und Teile der Durchführung. Die Takte 1–10 führen das rhythmisch vielschichtige erste Thema in der Sopranlage des Orgelregisters ein. Kontrastierend erklingt dazu ab Takt 11 eine regelmäßige Begleitfigur, woran sich das synkopierte, vor allem in Dreiergruppen strukturierte zweite Thema (im Pedal) anschließt. Die Takte 19–28 bringen eine Art zweite Exposition des ersten Themas. Die Durchführung (ab Takt 29) – soweit überliefert – lässt sich in fünf Sektionen unterteilen. Die Sektionen eins und drei bestehen teilweise aus neuem Material und teilweise aus variierten Elementen der beiden Themen, zwei und vier fungieren als strukturelle Unterbrechungen, geformt mit dem Material aus Takt 28. Die fünfte Sektion ist eine Fortentwicklung der Synkopen und Begleitung aus dem zweiten Thema. Das erste Fragment endet mit einer Quasi-Kadenz mit Schlusswirkung. Das abrupt abbrechende zweite Fragment setzt sich aus einer in Sopranlage gespielten Melodie und rhythmisch sich wiederholenden Mustern zusammen. Ab Takt 15 werden Melodiestimme und Begleitmuster miteinander vertauscht. Schönberg hat in seinem ein Jahr nach den Orgelkompositionen entstandenen Klavierkonzert op. 42 Material der Sonate für Orgel bewusst oder unbewusst wiederverwendet. Besonders heraus sticht die Ähnlichkeit der Reihengestaltung zwischen der Orgelsonate und dem Klavierkonzert op. 42. (Andreas Zurbriggen, © Arnold Schönberg Center)
Produktionen
- 2024
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MARTIN HASELBÖCK 70
Zwei Fragmente aus der Sonate für Orgel(1941)- 75'
10.11.2024 20:00, Wiener Konzerthaus, Großer Saal
- 1990
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Martin Haselböck, Orgel
Zwei Fragmente aus der Sonate für Orgel(1941 EA)- '
14.11.1990 17:30, Wiener Konzerthaus, Großer Saal