Wien Modern 35: mehr Publikum als vor der Pandemie
Die 35. Ausgabe des Festivals Wien Modern präsentierte an 32 Spieltagen 84 Ur- und Erstaufführungen und erzielte 22.241 Besucher:innen – plus 10% gegenüber 2019 insgesamt, plus 16% bei Veranstaltungen mit Kartenverkauf. Die Nachfrage nach Festivalpässen stieg gegenüber 2019 sogar um 39%.
Das Festivalprogramm 2022 rund um das Festivalthema «Wenn alles so einfach wäre» stieß auf deutlich verstärktes Interesse im Vergleich zu vor der Pandemie. Unter anderem durch drei neue Begleitprogramme für junges Publikum bzw. Studierende stieg dabei auch der Anteil an unter 27-Jährigen spürbar.
Nach zweimaliger Verhängung von Lockdowns in den letzten beiden Festivalausgaben konnten 2022 98% der angekündigten 46 Produktionen wie geplant vor Ort mit Publikum stattfinden. Ein einziges Konzert samt Gespräch musste aufgrund einer Erkrankung verschoben werden. (2021 konnten 70% der Produktionen live mit Publikum vor Ort realisiert, weitere 5% via Stream; 2020 wurden 14% der Produktionen live mit Publikum vor Ort realisiert, weitere 44% via Stream.) 98 Veranstaltungen, davon 70 Konzerte und Aufführungen sowie 28 Begleitveranstaltungen, haben 2022 stattgefunden; einschließlich der auf Februar 2023 verschobenen Produktion umfasst die 35. Festivalausgabe in Summe 100 Veranstaltungen an 27 Spielstätten in 10 Wiener Gemeindebezirken mit 65 Uraufführungen und 19 österreichischen Erstaufführungen.
Insgesamt verbuchte die am 30. November 2022 zu Ende gegangene 35. Ausgabe des Festivals 22.241 Besucher:innen (2021: 13.316 vor Ort + 2.107 über Stream, 2020: 5.199 vor Ort + 35.000 über Stream, 2019: 20.216), davon 17.723 bei Veranstaltungen mit Kaufkarten (2021: 10.726, 2020: 1.858, 2019: 15.337) und 4.518 bei Veranstaltungen mit freiem Eintritt (2021: 2.590, 2020: 3.341, 2019: 4.879). Durch die häufigere Bespielung größerer Säle – ein Schritt zum Umgang mit den unberechenbaren Abstandsregeln der Pandemie – ging die Auslastung ebenso zurück wie ihre Aussagekraft, denn bei der absoluten Besucher:innenzahl konnte gleichzeitig ein deutliches Plus registriert werden. Bei einer gegenüber 2019 um 19% erhöhten Kapazität von insgesamt 27.758 Plätzen (2020/2021 k.A., 2019: 23.418) lag die Gesamtauslastung 2022 bei 80,1% (2020/2021 k.A., 2019: 86,3%). 30 Veranstaltungen waren ausverkauft (2021: 17, 2020: 2, 2019: 30). Besonderen Zuwachs verzeichnete heuer die Nachfrage nach den Festivalpässen (2022: 581, 2021: 304, 2020: 198, 2019: 417).
Die Pandemie ist noch nicht vorbei, hinter den Kulissen mussten wir viel häufiger als üblich auf Krankheitsausfälle reagieren. Aber gemeinsam mit den Künstler:innen des Festivals sind wir sehr glücklich, dass wir nach zwei Jahrgängen im kompletten Ausnahmezustand die 35. Festivalausgabe 2022 samt zahlreicher hochkomplexer Verschiebungen aus 2020 und 2021 endlich nahezu vollständig und wie geplant über die Bühne bringen konnten, resümiert der künstlerische Leiter Bernhard Günther. Vor allem den durchwegs guten bis sehr guten Besuch der Veranstaltungen werte ich als klares Zeichen dafür, dass es falsch wäre, pauschale Vermutungen über ein gesunkenes Interesse des Publikums an Kultur anzustellen. Sicher ist heute nicht alles „wieder wie früher“, und sicher ist die Situation nach 249 Tagen Veranstaltungsverbot in den letzten drei Jahren noch immer alles andere als einfach. Aber die inspirierende Innovation abseits des Normalbetriebs und der geduldige Widerstand gegen alle vermeintlichen Zwänge zur Vereinfachung, die das Festival Wien Modern mit seiner Bandbreite an Formaten, Orten und künstlerischen Positionen ausstrahlt, kamen heuer außerordentlich gut an. Wir freuen uns schon sehr auf die Entwicklung der nächsten Festivalausgaben.
Das Festival präsentierte vom 29. Oktober bis zum 30. November 2022 insgesamt 45 Neuproduktionen mit dem RSO Wien, den Wiener Symphonikern, dem Ensemble Modern Orchestra, dem Ensemble Resonanz, PHACE, Klangforum Wien, Ensemble Recherche, SWR Vokalensemble, Ensemble Kontrapunkte, Studio Dan, i5haus, Ensemble Nikel, Tiptoe Company, Fraufeld, Arditti Quartet, Quatuor Diotima, Schola Cantorum Basiliensis, Cantando Admont, The Acousmatic Project, sirene Operntheater, Yarn / Wire, The International Nothing sowie zahlreichen weiteren Ensembles und Künstler:innen. Zu den zahlreichen Spielstätten und Produktionspartnern gehörten neben Wiener Konzerthaus und Musikverein erstmals auch Schauspielhaus Wien, Albertina, Volkstheater und Tanzquartier Wien, darüber hinaus Kunsthistorisches Museum Wien, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, mumok, Gartenbaukino Wien, Reaktor, Alte Schmiede, echoraum, Dschungel Wien, Neue Musik in St. Ruprecht, IGNM, Institut für österreichische Musikdokumentation u.v.a. sowie sieben Universitäten in Wien, Linz und Graz.
Im Rahmen von Wien Modern fanden 65 Uraufführungen statt von Georges Aperghis, Aleksandra Bajde / Isabella Forciniti, Mark Barden / Ligia Lewis, Jessica Barth / Clemens Becker / Cordula Bösze / Anna Hiess / Ilona Hörlezeder / Markus Humenberger, Tiziana Bertoncini / Caroline Mayerhofer, Annesley Black, Alberto Carretero, Angélica Castelló / Miguel Ángel Gaspar, Martina Claussen, Gloria Damijan, Milica Djordjević, Gobi Drab / Veronika Mayer, Hannes Dufek, Marin Escande, Viola Falb / Elisabeth Harnik, Elisabeth Flunger, Raphael Gaar / Adrian Rodas-Reyna, Sara Glojnarić, Helene Glüxam, Samu Gryllus, Georg Friedrich Haas, Viola Hammer, Elisabeth Harnik, Sophie Hassfurther, Nava Hemyari, Katrin Hornek / Judith Unterpertinger, Peter Jakober, Peter Jakober / Marco Döttlinger / Peter Kozek / Thomas Hörl, Jalalu Kalvert-Nelson, Matthias Kranebitter, Klaus Lang, Svetlana Maraš, Tim Mariën, Yoko Miura, Isabel Mundry, Olga Neuwirth, Marina Poleukhina, Alberto Posadas, Christof Ressi, Katharina Rosenberger, Susanne Schuda, Wolfgang von Schweinitz, Golnar Shahyar / Rojin Sharafi, Alexander Stankovski, Lukas Thöni, under the given circumstances / JUUN & Lale Rodgarkia-Dara, Nadir Vassena, Lucas Wallak, Thomas Wally und Yvonne Zehner. Dazu kamen 19 österreichische Erstaufführungen von Angélica Castelló, Raphaël Cendo, Milica Djordjević, Beat Furrer, Bára Gisladóttir, Stefano Gervasoni, Heiner Goebbels, Georg Friedrich Haas, The International Nothing / Kai Fagaschinski & Michael Thieke, Matthias Kranebitter, Helmut Lachenmann, Hugo Morales Murguia, Matthias Pintscher, Iris ter Schiphorst, Martin Smolka, Kristine Tjøgersen, Øyvind Torvund, Thomas Wally.
Das 1988 von Claudio Abbado initiierte Festival Wien Modern ist die größte Plattform Österreichs zur inspirierenden Begegnung von Künstler:innen und Hörer:innen neuer Musik aller Spielarten. Ermöglicht wird Wien Modern von der Stadt Wien Kultur und dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS), den Festivalsponsoren Kapsch und Erste Bank, der Ernst von Siemens Musikstiftung, den SKE der austro mechana, Pro Helvetia, LSG, AKM und zahlreichen Koproduktions- und Kooperationspartnern.
Zahlreiche Fotos der soeben zu Ende gegangenen 35. Festivalausgabe sind in der Festivalgalerie zu sehen.
Die 36. Ausgabe von Wien Modern findet voraussichtlich vom 29.10. bis zum 30.11.2023 statt.