Claude Vivier
Komposition
* 1948 in Montréal; † 1983 in Paris
Claude Vivier wurde mit drei Jahren adoptiert und katholisch erzogen. Er strebte vorerst das Priesteramt an, wurde jedoch mit 16 Jahren aufgrund seiner Homosexualität aus dem Priesterseminar verwiesen. Kurz darauf begann Vivier mit dem Kompositions- und Klavierstudium am Musikkonservatorium von Montréal, ehe er 1971 nach Europa ging, um bei Gottfried Michael Koenig in Utrecht elektroakustische Musik und bei Karlheinz Stockhausen in Köln Komposition zu studieren. Seine Komposition Chants von 1972–1973 bezeichnete er später als «den ersten Moment meiner Existenz als Komponist». 1973 kehrte er nach Kanada zurück; 1976 unternahm er eine lange Asienreise und lernte die Kulturen und Musiktraditionen Balis, Thailands und Japans kennen, die ihn zentrale Fragen zur Position des Künstlers in der Gesellschaft neu stellen ließen. Es folgten Werke wie Learning, Pulau Dewata, Shiraz und Love Songs. Seinen persönlichen Stil vollendete er mit Werken wie Lonely Child und Prologue pour un Marco Polo. Daneben begann Claude Vivier, Texte in einer erfundenen Sprache zu schreiben, deren Einfluss sich auch in seiner musikalischen Sprache wiederfindet. Zentrale Momente seines gesamten Werks sind Viviers Suche nach seiner ihm unbekannten leiblichen Familie und insbesondere seiner Mutter, seine Homosexualität sowie Fragen zu Religion und Gesellschaft. Ab 1982 lebte der Komponist in Paris, wo er u. a. mit der Arbeit an seiner Oper Rêves d’un Marco Polo begann. Am 7. März 1983 wurde Claude Vivier in seiner Wohnung ermordet. Sein letztes, noch im Jahr seines Todes entstandenes Werk für drei Synthesizer, Schlagzeug und zwölf Stimmen trägt den Titel Glaubst du an die Unsterblichkeit der Seele. Für die knapp 50 erhaltenen Kompositionen unterschiedlicher Gattungen setzten sich nach dem Tod des Komponisten u. a. Mauricio Kagel, Kent Nagano, Reinbert de Leeuw, David Robertson und Dawn Upshaw ein; György Ligeti nannte Vivier den «herausragenden französischen Komponisten seiner Generation». Im Jahr 2005 rief das Montréal Symphony Orchestra den Claude Vivier National Prize für das beste Werk einer:s kanadischen Komponist:in ins Leben.
Version 2024
Werke & Mitwirkungen
- 2024
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50 JAHRE KONTRAPUNKTE IM MUSIKVEREIN
Bouchara(1981)- 13' (KomponistIn)
03.11.2024 19:30, Musikverein, Brahms-Saal
- 2017
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Imaginary Landscape
Samarkand(1981)- 13' (KomponistIn)
29.11.2017 19:30, ORF RadioKulturhaus, Großer Sendesaal
- 2003
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Niederländischer Kammerchor / De Leeuw
Jesus, erbarme Dich(1973)- 7' (KomponistIn)O! Kosmos(1973)- 7' (KomponistIn)
04.11.2003 19:30, Wiener Konzerthaus, Mozart-SaalAsko Ensemble / Schönberg Ensemble / Leeuw
Bouchara(1981)- 13' (KomponistIn)Zipangu(1980)- 16' (KomponistIn)
02.11.2003 19:30, Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal
- 1996
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Arraymusic Canada / Baker
Et je reverrai cette ville étrange(1982)- 15' (KomponistIn)
24.11.1996 19:30, Wiener Konzerthaus, Mozart-SaalSchönberg Ensemble Amsterdam / Leeuw
Bouchara(1981)- 13' (KomponistIn)Zipangu(1980)- 16' (KomponistIn)
01.11.1996 19:30, Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal
- 1988
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Ensemble Modern / Eötvös
Trois airs pour un opéra imaginaire für Sopran und Kammerensemble(1982) (KomponistIn)
04.11.1988 19:30, Wiener Konzerthaus, Mozart-Saal