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Bouchara

Claude Vivier (1981)

Chanson d’amour für Sopran, Bläserquintett, Streichquintett, Schlagwerk und Zuspielung (1981) – 13' (50 Jahre Kontrapunkte im Musikverein)

Bouchara für Sopran, Bläserquintett, Streichquintett, Schlagwerk und (Nebelhorn-Töne einbringendes) Tonband entstand 1981 und gelangte am 14. Februar 1983 im Pariser Centre Georges Pompidou durch das Ensemble 2e2m unter der Leitung von Paul Méfano zur Uraufführung. Ursprünglich als Zwischenspiel seiner unvollendeten Oper Rêves d’un Marco Polo vorgesehen, wurde das Werk von Vivier unabhängig vom Gesamtplan der Öffentlichkeit übergeben. Bouchara ist der Name einer alten usbekischen Stadt an der Seidenstraße, die schon Marco Polo erwähnte, dessen «Träumen« («rêves») der Komponist hier gleichsam nachspürte. Seiner Partitur hatte er folgende Worte vorangestellt: «Bouchara ist als langes Liebeslied gedacht. Das Klanggewebe, das der Melodie Farbe verleiht, wird durch Addition von Grundfrequenzen dieser Melodie erzeugt, was ein System komplexer, in sich stimmiger Spektren ermöglicht. Unter Anwendung dieser Technik kann der Komponist seine Melodie frei entwickeln, wobei er ein natürliches ‹Gewebe› entstehen lässt, das sich aber vollkommen unabhängig von der Melodie entwickelt. Die ‹Rauheit› des klingenden Materials hängt dementsprechend direkt von den Grundfrequenzen ab. Der ganze Text besteht aus einer erfundenen Sprache, einer Sprache der Liebe, es ist eine Geschichte, die sich unaufhörlich wiederholt.»* Der Text beginnt mit den Worten «La-i nou ka rès sho no yo da go mi Pe Sa Ko/Rè Bouchara yo lei Bouchara lei» und hört mit den Silben «mar co» auf, womit deutlich auf das ursprüngliche Gesamtvorhaben verwiesen wird. Gleichsam vorsichtig hebt ein Prologue in c-Moll an, erweitert das tonale Spektrum sukzessive, schließt es aber ebenso schnell wieder, bis im Hauptteil Bouchara durch das Einführen von Vierteltönen sowie ein kurzes Einbeziehen des Tonbandes eine speziell dichte Klanglichkeit erreicht wird. Akkordische Parallelführungen bringen antikisierende Wirkungen ein, rasche Pulsationen sorgen für eine erhöhte Emotionalität, die das Geschehen nach und nach auch durch immer deutlichere sowie ausladendere Tremoli durchdringt, deren Ausführung und Variation Vivier genauestens notierte. Auch die zahlreichen Zäsuren sind exakt bezeichnet. Sukzessive wird die Spannung erhöht, was u. a. zu vermehrten Glissandi von Sopran und Instrumenten sowie zu fallweise extremen Hochtönen der Singstimme führt, bis ein letzter, von an mittelalterliche Organum-Klänge gemahnender Akkordik gestützter Höhepunkt in ein schließlich doch zart verlöschendes Ende leitet: Nach dem mehrfachen Quintklang Ais-eis rundet der zweite Einsatz des Tonbandes das Geschehen ab. (Hartmut Krones)

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