Gavin Bryars

Richard Gavin Bryars studierte Philosophie an der University of Sheffield, ehe er zur Musik wechselte. Es begann seine Laufbahn gleichermaßen als Bassist und Komponist, war Assistent von John Cage und begegnete früh Morton Feldman und Earle Brown. Als Bassist begann Bryars gemeinsam mit Derek Bailey (Gitarre) und Tony Oxley (Schlagzeug) im von den dreien nach Joseph Holbrooke benannten Trio. Gemeinsam spielten die Musiker vorerst Modern Jazz, ehe sie zur freien Improvisation übergingen, sich bald wieder trennten und Mitte der 2000er-Jahre noch einmal für die Alben Joseph Holbrooke ’98 und The Moat Recordings zusammenfanden. 1969 erzielte Gavin Bryars mit The Sinking of the Titanic erstmals breitere Resonanz; 1970 zählte er zu den Gründern der Portsmouth Sinfonia; 1971 entstand Jesus’ blood never failed me yet, das heute zu den bekanntesten Werken des Komponisten zählt. Unter seine weiteren Werke reihen sich A Man in a Room, Gambling, drei Streichquartette, eine Reihe von Konzerten, u. a. in Zusammenarbeit mit Chören und Interpret:innen alter Musik wie dem britischen Hilliard Ensemble, sowie mehrere Opern, darunter Medea (1984) nach Euripides, die einen künstlerischen Wendepunkt darstellte, Doctor Ox's Experiment (1998) und G (2002), beide mit dem Libretto seines langjährigen Partners Blake Morrison. 2006 folgte mit The Paper Nautilus seine erste Kammeroper; 2010–2023 entstand Marilyn Forever, 2018 mit The Collected Works of Billy the Kid eine weitere Kammeroper, deren Uraufführungsinszenierung international tourte. Der Komponist arbeitete immer wieder mit bildenden Künstler:innen und mit Choreograf:innen zusammen, u. a. mit Merce Cunningham, Lucinda Child, Laurie Booth, Carolyn Carlson, Edouard Lock, war am Multimedia-Projekt the CIVIL warS von Robert Wilson beteiligt und realisiert eigene Installationen und Performances an renommierten Museen und Galerien. Richard Gavin Bryars war Gründungsmitglied des Instituts für Musik an der Polytechnischen Hochschule Leicester (heute De Montfort University), wo er auch mehrere Jahre lang die Professur für Musik innehatte, und unterrichtete an zahlreichen Kunsthochschulen, u. a. am Dartington College of Arts. 2001 gründete er das Label GB Records, 2018 wurde er mit einem Grammy Award ausgezeichnet.