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Aima [Blut]

Marios Joannou Elia (2024)

für großes Orchester (2024 UA) – 13´ (Call for Scores Orchesterwerke Arnold Schönberg 2024)

Aima [Blut] dient als Spiegel des menschlichen Leidens. Die Komposition verwendet eine Vielzahl von instrumentalen, teilweise vokalen und körperlichen Techniken, um eine eindringliche und dramatische Interpretation von Repression, Gewalt und dem unbezwingbaren menschlichen Geist zu schaffen. Das Stück beginnt mit einer Allegorie der Unterdrückung: Die Streicher legen das Bogenhaar auf den Rücken ihrer Instrumente, drücken den Bogenstock mit beträchtlichem Druck dagegen und reiben ihn an den Saiten. Bartók-Pizzicati, Peitschenschläge und der zerschmetternde Aufprall einer Flasche auf eine Eisenplatte erschaffen eine Klanglandschaft, die Aggression, Brutalität und Chaos evoziert. Das Gefühl des Erstickens wird durch Luftgeräusche auf Blasinstrumenten vermittelt, die das verzweifelte Keuchen derjenigen nachahmen, die nach Atem ringen. Dies wird durch knisternde Töne auf gedämpften Saiten und das erzwungene Hervorbringen von Vokallauten verstärkt. Die Schreie des Schmerzes entfalten sich durch die Multiphonics der Blasinstrumente, während die Schreie des Schreckens ihren Höhepunkt mit sehr hohen Tönen und Trillern auf den Piccoli erreichen. Der Wahnsinn wird durch vokale Lippentremolos mit dem Zeigefinger verdeutlicht. Diese Elemente kulminieren in der Darstellung eines Überlebenskampfes, der durch schnelle Glissandi und variable Vibrato-Geschwindigkeiten auf den Saiten das allgegenwärtige Gefühl von Furcht widerspiegelt. Die Musik entwickelt sich weiter zur Unterdrückung von Meinungsfreiheit und Menschenrechten. Dies ist durch isolierte, verstreute Noten und den Einsatz von Dämpfern auf Blechblasinstrumenten suggeriert. Erpressung und Zwang finden ihren Ausdruck im Druck des Bogens auf die Saiten, was ein Gefühl der Anspannung erzeugt. Das Schütteln von Aluminiumblechen zitiert den Klang des Gewehrs. Die Auseinandersetzungen und Verwirrungen bei Protesten sind u. a. durch das gegeneinander Schlagen der Harfensaiten angedeutet, wobei die Verzerrung und Manipulation der Wahrheit durch Blasen und Sprechen in die Mundorgel, ohne verständliche Worte, zum Ausdruck kommen. Das erzwungene Schweigen und die Unterjochung sind durch das Abdecken des Mundstücks der Blechblasinstrumente repräsentiert. Angst, Zittern, Bedrohlichkeit und Unsicherheit treten durch den Einsatz eines Waldteufels, durch Zungenschnalzen, durch Bläserklänge auf der Snare Drum, gepaart mit Tremoli, Trillern und enharmonischen Tönen auf Blasinstrumenten in Erscheinung. Die apathische Haltung und das gleichgültige «Klatschen» der Menschheit angesichts dieser Gräueltaten werden durch Händeklatschen impliziert. Der Widerstand und die Ausdauer der Unterdrückten werden durch das Brüllen des Löwen im Schlagzeugbereich manifestiert, das sowohl die Dominanz der Starken wie auch den Widerstandswillen ausdrückt. Trotz der Dunkelheit, die das Stück durchzieht, trägt Aima eine verborgene Botschaft – eine Warnung an diejenigen, die für Schrecken und Blutvergießen verantwortlich sind. Wenn die alte Pappel fällt, steigen rund dreihundert neue Triebe empor, was Erneuerung und Widerstandskraft symbolisiert. Der Pflug erinnert uns daran, dass sich die Erde, obwohl sie erschöpft und abgenutzt erscheinen mag, ständig erneuert. (Marios Joannou Elia)

Produktionen

2024