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Become Ocean

John Luther Adams (2012–2013)

für großes Orchester in drei räumlich getrennten Gruppen (2012–2013) – 40´

Als Auftragswerk des Seattle Symphony Orchestra wurde Become Ocean am 20. Juni 2013 in der Benaroya Hall, Seattle, uraufgeführt und gewann im Jahr darauf den Pulitzer Prize für Musik und 2015 einen Grammy Award als beste klassische zeitgenössische Komposition. 2019 listete der Guardian das Stück unter den zehn wichtigsten Musikwerken seit 2000. Inspiration für sein großes Orchesterstück in einem Satz waren für Adams der Arktische und nordwestliche Pazifische Ozean. Den Titel entlehnte der Komponist einer Hommage von John Cage an einen weiteren US-amerikanischen Komponisten, Lou Harrison (1917–2003).
Become Ocean wurde für großes Orchester geschrieben, das er in drei Gruppen im Raum verteilt. Das zentral platzierte Klavier spielt während des ganzen Stücks ununterbrochen und wird von vier Harfen, einer Celesta sowie drei Schlagwerken (Basstrommeln, Pauken, Tamtam und Becken sowie zwei Schlegelinstrumenten) untermalt. Jede der drei Gruppen spielt langsam bewegte Klangfolgen, die je durch einen eigenen Anstieg und Abfall charakterisiert sind. Dabei überlagern sich die Gruppen in sich ständig verändernden Mustern, wobei die vor allem von den Streichern dominierten Passagen harmonisch im tonalen Bereich bleiben, während die gestaffelten Akkorde der Blasinstrumente in einfache diatonische Intervalle gegliedert sind. An drei Momenten im Stück erreichen alle drei Gruppen gemeinsam einen Höhepunkt, wobei der zweite und mittlere den größten Klanganstieg darstellt. Nach diesem wird die Musik in umgekehrter Reihenfolge weitergespielt, sodass das Stück ein musikalisch eindrucksvolles, nur scheinbar sanft dahingleitendes und friedvolles Palindrom darstellt. Die tiefliegenden existenziellen Gefahren eines Meeres, das durch das menschengemachte Schmelzen der Gletscher zu einer immer eindringlicheren Flutwelle heranwächst, steigen während des gesamten Stücks hör- und spürbar an. (Angela Heide)

«Over the years my orchestral music has become simpler and more expansive. Clouds of Forgetting, Clouds of Unknowing (1991–1995) contains four different musical textures. In the White Silence (1998) has three. For Lou Harrison (2002) reduces this to just two. In Dark Waves (2007), I finally got to one. When I first heard that piece, I began to wonder if I could sustain a similar sound for a longer span of time. The result is Become Ocean, a meditation on the vast, deep and mysterious tides of existence. The title is borrowed from a mesostic verse that John Cage wrote in honour of Lou Harrison’s birthday. Likening Harrison’s music to a river in delta, Cage writes:

         LiStening to it
we becOme
    oceaN.

Life on this earth first emerged from the sea. And as the polar ice melts and sea level rises, we humans find ourselves facing the prospect that once again we may quite literally become ocean.»
(John Luther Adams)

Produktionen

2024