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Exposition #03 / Doorways #09

Maja Osojnik (2022/2024)

Performative Klanginstallation für neun Lautsprecher und Ensemble (2022, Neufassung 2024 UA) – 21'

«There’s no such thing as silence.» (John Cage)

In Manier der White Paintings von Robert Rauschenberg (2025–2008) nimmt das Stück Bezug auf die zurückgewonnene Wahrnehmung der Stille, die es nicht gibt. Es beschäftigt sich mit subtilen Veränderungen im Klang. Durch Schattierungen, mikroskopische Abweichungen, Übergänge, Schichtungen, Verfremdungen von Originalen bringt das Stück die Aufmerksamkeit auf die Essenz des Vorhandenen, des vor Ort Bestehenden.
Die Klanginstallation Exposition #03 ist eine Art musikalische Übersetzung einer Klangkarte eines bestimmten Ortes mitten im Wald. Die Komposition überschreibt, dehnt, verfremdet, tarnt akustisch die Natur vor Ort. Die Feld-Klangaufnahmen werden verschiedenartig manipuliert, reduziert, gefiltert, tonal verändert. Musique concrète reverse – Blöcke der Naturgeräusche werden ersetzt, interpretiert durch die Klänge der akustischen und synthetischen Musikinstrumente, werden somit in eine musikalische Sprache transponiert. Sie bilden ein Klangskelett, eine Klangarchitektur, die einlädt, die originale Klanglandschaft wieder zu befüllen, sie zu überwachsen. Es entsteht eine Collage, ein Pas de deux zwischen Natur und Cyborg-Natur. 
Die Klanginstallation bietet einen Klangteppich, über den sich das instrumentale Werk Doorways #09 legt. Diese Performance kann man als eine Art erweiterte Realität erleben. Das Klangbild wird ergänzt, überlagert. Das Ensemble partizipiert aktiv bei der Gestaltung (dem Mapping) der Klangkartografie und bietet dem Publikum eine mehrschichtige auditive Erfahrung des Raumes am vorgegebenem Ort.
Doorways #09 gehört einer Serie von grafischen Partituren an, die ich über die Jahre hinweg für verschiedene Besetzungen bzw. Ensembles gestaltet habe. Die grafische Komposition gibt klare und deutliche Aufgaben, was das Klangmaterial betrifft, lässt aber Freiraum für die Zeitlichkeit: In welchem Tempo man sich durch die Partitur bewegt, wie lange man wo verweilt, bleibt offen bzw. bleibt als Entscheidung dem Ensemble überlassen. Die Partitur ist somit auch immer eine Frage nach dem «wie Kommunikation stattfinden könnte» – mit sich, wie mit anderen. Die Verantwortung und das Verhältnis von Individuum und Kollektiv, nicht «im Versus», sondern «im Miteinander» rücken hier in den Fokus, ebenso die Frage der freien Gestaltung, das Verhältnis zwischen Interpretation und Improvisation im vorgegebenen Rahmen, den eine grafische Partitur per se mit sich bringt. Durch das improvisatorische Element wird Doorways zu einer virtuellen beweglichen Konstruktion, die sich in ständiger Metamorphose befindet, und verlangt bei jeder Aufführung eine sorgfältige Auseinandersetzung mit Raum und Zeit. Als Inspiration dafür dient der Film Cube von Vincenco Natali aus dem Jahr 1997. Die performative Klanginstallation ist wie ein interaktives Spiel zu betrachten, eine Art «Hörgymnastik». Sie lädt dazu ein, gehört zu sein wie eine Art Drehknopf, der hochsensibel die Veränderungen in den Fokus rückt, Schärfe immer wieder neu zu justieren versucht, um die Umgebung, die Klangnatur des Ortes festzuhalten. Das Ensemble ist im Raum verteilt, bleibt aber an fixen Positionen, das Publikum bekommt Lautsprecher, die alle Zuhörer:innen gleichzeitig einschalten. Sie sind eingeladen, sich wie im Museum langsam durch den Raum zu bewegen und diesen klanglich mitzugestalten. Durch Spatialisierung, Nähe und Distanz der spielenden Musiker:innen und Lautsprecher-Tragenden entsteht eine Klangarchitektur, die jeweils anders gestaltbar und erlebbar ist. (Maja Osojnik)

Produktionen

2024
  • MAJA OSOJNIK: DOORWAYS

    Exposition #03 / Doorways #09(2022/2024 UA)- '
    02.11.2024 17:30, Großes Palmenhaus Schönbrunn
    02.11.2024 18:45, Großes Palmenhaus Schönbrunn