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NUT

Ingrid Schmoliner, Bernhard Rasinger (2024)

Zyklus für Orgel und Laserprojektionen (2024 UA) – 50'

Das Auftragswerk NUT ist ein Zyklus für Orgel und Laserprojektionen und wurde eigens für die Kirche St. Gertrud komponiert und entworfen. Nut ist der Name der Himmelsgöttin in der ägyptischen Mythologie und symbolisierte das Himmelsgewölbe – Firmament, das die Erde vor der sie umgebenden Urflut bewahrt. Nach mythologischer Vorstellung spannte sich Nuts Körper schützend über die Erde. Ihre Gliedmaßen, die den Boden berühren sollten, symbolisierten die vier Himmelsrichtungen. Die Orgel – ein organisches Lebewesen, das in seinem mächtigen, fragilen tonalen Atem in sehr direkter Form im Menschen eine psychoaktive Wirkung hervorrufen kann, sozusagen den Geist und Körper mit dieser Art umgebender Urflut im weiteren Sinne verbindet – wird hier visuell erweitert. Mikrophone wandeln Schallwellen zu elektrischen Signalen. Die Raumakustik wird durch den Laufzeitunterschied oder die Phasenverschiebung der Signale zueinander abgebildet. Der Laserprojektor besitzt zwei Galvanometerspiegel in X/Y-Konfiguration. Der Strahl kann somit mittels elektrischer Signale hinauf/hinunter bzw. links/rechts abgelenkt werden, sobald man die Signale der Mikrophone an die Spulen der Drehspiegel legt. Es entsteht ein Übersetzungssystem von Druckwellen der Luft zu elektrischen Signalen bis zur visuellen Darstellung dieser Signale durch abgelenktes Laserlicht. Die direkte Kopplung zweier Sinne – des Hörbaren mit dem Gesehenen, von Akustik und einer unverzögerten optischen Darstellung erzeugt einen synästhetischen Effekt. NUT arbeitet mit feinen synästhetischen Abläufen und Koppelungen, um hypnotische – subtile, fragile, stehende, schillernde, vielschichtige, verwobene, dunkle, atmende, reibende – Räume zu schaffen, die mit den Laserprojektionen verschmelzen. Das Publikum wird eingeladen, separate Abläufe zwischen Licht und Ton zu verknüpfen. Repetitive und rauschhaften Klangkaskaden, die formale Strenge und psychoaktive Wirkung in sich vereinen, sowie Spannungsbögen durch Katarakte von Tönen und Schichtungen werden zu hören sein. NUT ist ätherisch, sanft, organisch und zugleich wild und ins Uferlose wachsend. (Ingrid Schmoliner & Bernhard Rasinger)

Produktionen

2024